Die Briten fracken

Die Briten fracken

Während Kontinentaleuropa die umstrittene Gasförderung per Fracking weitgehend ablehnt, sehen die Briten das ganz anders. London gibt nun sein Okay für erste Schiefergasbohrungen in Lancashire, obwohl der Grafschaftsrat und kommunale Verbände sich entschieden gegen den Beschluss gestemmt haben. Die Genehmigung wird als Startschuss für weitläufiges Fracking – die Gewinnung von Gas aus Gestein mit Hilfe von Druck und Chemikalien – in England betrachtet. Nächstes Jahr soll es richtig losgehen.

Nachdem sie dieses Jahr bereits einer Renaissance der Atomkraft ihren Segen gegeben hat, will die britische Regierung unter Theresa May Fracking-Firmen erlauben, auf der Insel zu bohren. Das enthüllte am Donnerstag Mays Minister für Kommunalpolitik, Sajid Javid, als er den kommunalen Widerstand in der nordenglischen Grafschaft Lancashire ignorierte und seine Erlaubnis fürs Bohren von zunächst vier Quellen zu Testzwecken gab. Er habe vor, vier weitere Fracking-Plätze in Lancashire freizugeben, sobald dort noch bestehende Verkehrsprobleme behoben seien, erklärte Javid. "Generell" sei es "die klare Überzeugung der britischen Regierung, dass Fracking und die Nutzung all der Ressourcen, die wir in unserem Land haben, Teil der Zukunft unseres Landes sind." Die Entscheidung Londons bedeutet den Durchbruch für die Schiefergasindustrie im Vereinigten Königreich. Bisher stand in Frage, ob es zu einer weitläufigen Ausbeutung per Fracking kommen würde. Eine einzige Quelle, in Nord-Yorkshire, war bisher genehmigt worden. Die Bohrungen dort sind aber auf 2017 verschoben worden, weil der Umweltverband Friends of the Earth dagegen vor Gericht zog. Über einen separaten Antrag für Testbohrungen will Mitte November der Grafschaftsrat von Nottinghamshire entscheiden. 
Empörung hat die Entscheidung Londons vor Ort ausgelöst, in der Umgebung von Preston New Road. Der Grafschaftsrat von Lancashire hatte den Antrag der Frackingfirma Cuadrilla zweimal verworfen. 18 000 Bürger hatten Widerspruch eingelegt gegen die Testbohrungen. Cuadrilla wandte sich daraufhin direkt an die Regierung – und erhielt jetzt von Minister Javid positiven Bescheid. Es sei "ein trauriger Tag", meinte der Verband der örtlichen Fracking-Gegner. London zwinge die Technik den Menschen in Lancashire einfach auf. Privater Profit komme vor dem öffentlichen Interesse.

Die größte Oppositionspartei, die Labour Party, hat versprochen, dass sie im Falle einer Rückkehr an die Regierung Fracking verbietet. Selbst bei den regierenden Konservativen gibt es kritische Stimmen. Bisher geht es nur um Gebiete in Mittel- und Nordengland. Aber auch in Südengland, wo die Tories ihre ländlichen Hochburgen haben, soll es weitläufige Schiefergasvorkommen geben. Allerdings sind einer regierungsamtlichen Umfrage zufolge nur 19 Prozent der Briten fürs Fracking, 31 Prozent dagegen, die anderen haben keine Meinung. Zum Vergleich: 81 Prozent sind für und vier Prozent gegen stärkere Investitionen in erneuerbare Energiequellen.
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