Gas-Firmen schließen Fracking aus
Bürgerinitiativen bleiben jedoch skeptisch / Politiker kritisiert späte Einbeziehung der Kommunen bei Entscheidungen

In vier Orten Brandenburgs sollen in naher Zukunft Erdgas und Erdöl gefördert werden. Investiert wurden schon viele Millionen Euro in Probebohrungen. Dabei versichern die Unternehmen unisono, kein Fracking anzuwenden. Doch an diesen Aussagen gibt es Zweifel.

Einer von diesen Zweiflern ist Ralf Irmscher. Wenn er über die Informationspolitik des Energiekonzerns Engie spricht, dann nennt er einen Begriff: „Salami-Taktik“. Diese Strategie habe in Märkisch-Buchholz, wo das französische Unternehmen ein schon zu DDR-Zeiten entdecktes Erdgas-Feld erschließen will, hervorragend funktioniert, sagt der Sprecher einer Bürgerinitiative. „Die packen nie alle Fakten auf den Tisch.“


Daher sei es für Kommunalpolitiker schwer einzuschätzen, welche langfristigen Folgen durch die Förderung des Rohstoffs entstünden, etwa in den geologischen Strukturen tief in der Erde. Auch Aussagen, Fracking werde nicht angewandt, zweifelt Irmscher an. „Zuerst fließt das Gas automatisch. Aber das sieht in zehn Jahren anders aus.“ Engie erklärt indes, sich der Stadt gegenüber „schriftlich“ zu verpflichten, kein Fracking anzuwenden.


Das Projekt ist in einer Region, die von Naturschutzgebieten durchzogen wird, höchst umstritten. Mit knapper Mehrheit hatten die Stadtverordneten unlängst grünes Licht für einen Bebauungsplan gegeben. „Ich nehme diesen Unternehmen übel, dass sie die Gemeinden spalten“, sagt Irmscher. Zweifel hat auch der Landtagsabgeordnete Christoph Schulze (Freie Wähler). Auf seine konkrete Anfrage, an welchen Stellen im Land konventionelles Fracking möglich ist, antwortete das Wirtschaftsministerium erst im zweiten Anlauf: Prinzipiell sei dies auf fast dem gesamten Territorium möglich. „Die Kommunen werden erst dann einbezogen, wenn die Verfahren schon verdichtet sind“, kritisiert Schulze. Vielfach werde auf Fachebenen schon etwas „ausgekungelt“.