Die schleichende Gefahr aus dem Bohrschlamm
Beim Bohren nach Öl und Gas fallen Tonnen von Schlamm an, die jahrelang auf deutschen Deponien gelagert wurden. Doch dann tauchten Giftstoffe im Grundwasser auf. Nun kommt ein weiteres Problem hinzu.

Umweltskandal sagen die einen. Geordnete Sanierung von gefährlichen Abfällen die anderen. Es geht um Hunderttausende Tonnen Schlamm, die deutschlandweit beim Bohren nach Erdgas und Erdöl anfallen, vor allem in Niedersachsen.

Mit bergrechtlicher Genehmigung legte die Industrie für diese belasteten Abfälle über Jahrzehnte hinweg Schlammdeponien an. "Weil sich in der Folgezeit aber Belastungen des Grundwassers und des Bodens ergaben, werden diese zentralen Bohrschlammdeponien sukzessive saniert", erklärt nun das Bundesumweltministerium. Da Niedersachsen keine eigene Deponien für diese gefährlichen Abfälle hat, landet vieles in anderen Bundesländern, vor allem in NRW.

Was ist drin in den Schlämmen? "Alles, was in den Lagerstätten vorkommt, wird mit nach oben geholt", sagt Dirk Jansen von der Umweltorganisation BUND. Schwermetalle wie Quecksilber, Blei, Arsen, radioaktive Substanzen, krebserregende PAK-Kohlenwasserstoffe, Benzol. "Man kann das nicht einfach in die Landschaft kippen, wie das in Niedersachsen in der Vergangenheit passiert ist."

Der Geologe fordert: "Altlasten, von denen eine potenzielle Gefahr für die Umwelt ausgeht, müssen sicher saniert werden." Es sei von rund 500 "Verdachtsflächen" mit solchen Bohrschlämmen in Niedersachsen auszugehen.


Fracking dürfte Problem verschärfen

Laut NDR und WDR könnte es zudem weitere Hunderte Gruben etwa in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern geben. Die beiden Sender berichteten jüngst auch über eine Lkw-Fahrerin, die diese Rückstände über längere Zeit quer durchs Land transportiert und den Laster danach jedes Mal gesäubert habe. "Ich bekam Haarausfall, Hautausschlag und Magen-Darm-Probleme, bis ich zu einem Arzt kam, der eine Quecksilbervergiftung feststellte", zitierten sie die Fahrerin. 


Besonders die Linke im Bundestag und der BUND in NRW schlagen jetzt Alarm und warnen zugleich vor dem umstrittenen Fracking. Bei dieser Technologie wird aus tiefen Gesteinsschichten unter hohem Druck und Einsatz von Chemikalien Gas gewonnen.

"Der Skandal um die niedersächsischen Bohrschlammgruben zeigt, dass bereits die bisherige Erdöl- und Erdgasförderung mit erheblichen Entsorgungsproblemen verbunden ist", sagt Hubertus Zdebel, Linke-Umweltexperte im Bundestag aus NRW. "Wenn die Koalitionsfraktionen grünes Licht für Fracking geben, wird sich das Problem noch deutlich verschärfen."


[...]


weiterlesen unter:


http://www.welt.de/wirtschaft/article153587703/Die-schleichende-Gefahr-aus-dem-Bohrschlamm.html