Fracking entzweit Clinton und Sanders

Fracking entzweit Clinton und Sanders

Der Schiefergas-Boom in den USA wird nach wie vor über alle Parteigrenzen hinweg begrüßt – Nur Bernie Sanders würde Fracking verbieten


Es gibt nicht vieles, was Hillary Clintons und Bernie Sanders' Wahlprogramme zum Umweltschutz derzeit deutlich voneinander trennt. Eine der wenigen Ausnahmen ist Schiefergas, das von der großen Mehrheit des politischen Establishments in Washington immer noch als das Wundermittel gefeiert wird, das den USA den Weg zur Energieautarkie ebnen soll. Hillary Clinton ist da keine Ausnahme. Mehr noch, sie soll während ihrer Zeit als US-Außenministerin gezielt die Gasgewinnung durch Fracking auch im Ausland promotet haben.

Beispielsweise in Bulgarien, das von einem Fracking-Verbot abließ, nachdem Clintons US-Spezialisten Überzeugungsarbeit geleistet hatten. 2009 sprach Clinton an der Georgetown-Universität davon, dass durch Schiefergas die Energiepolitik neu geschrieben werden könne und die USA darin eine wichtige Rolle einnehmen wollen.

Clinton sollte recht behalten. Zumindest geopolitisch ist es für die USA von Vorteil, plötzlich nicht mehr auf das Erdöl im Nahen Osten angewiesen sein zu müssen. Doch viele der Heilsversprechen durch Fracking lassen umweltpolitische sowie gesundheitspolitische Bedenken außer Acht. Außerdem ist die Methode der Energiegewinnung nicht nachhaltig. Schon 2020 könnten die US-Schiefergasvorräte, die im US-Zukunftsreport "Global Trends 2030" als große Trendwende beschrieben wurden, auf ein Minimum geschrumpft sein, wie die Internationale Energieagentur prognostiziert.


Stille Clinton

Diese Bedenken zieht Clinton derzeit öffentlich nicht in Betracht. Zum Thema Fracking bleibt sie auffällig still, wohl auch deshalb, weil die Energieindustrie ein wichtiger Geldgeber ist. Zuletzt nahm sie an einem Galadiner bei Franklin Square Capital Partners, einem wichtigen Fracking-Investor in Pennsylvania, teil.

Ganz anders Senator Bernie Sanders. Er will, sollte er Präsident werden, Fracking – wie in vielen europäischen Staaten schon der Fall – gänzlich verbieten. Sein Bundesstaat Vermont setzt das Verbot seit 2014 um. Für ein landesweites Verbot bräuchte Sanders allerdings eine Mehrheit im Kongress, ein aussichtsloses Unterfangen. Der nächste US-Präsident kann allerdings Einfluss auf die Förderungen von Schiefergas nehmen und Unternehmen klagen, die beispielsweise gegen den Clean Water Act verstoßen.

Die Kontaminierung von Wasser ist einer der befürchteten Schäden, die durch Fracking ausgelöst werden können. Auch eine Verbindung zwischen dem gehäuften Auftreten von Erdbeben und der Schiefergasgewinnung wird immer wieder hergestellt.

Potenzielles Wahlkampfthema

In der US-Bevölkerung ist Fracking vor allem dort ein Thema, wo es praktiziert wird. "Es gerät aber immer stärker in den nationalen Fokus, also gehe ich davon aus, dass es bis November noch zu einem richtigen Wahlkampfthema wird", sagt Dylan A. aus Connecticut, der sich für ein Fracking-Verbot ausspricht. Er studiert auf der Georgetown Universität in Washington, D.C.

Die Skepsis gegenüber Sanders' radikalem Standpunkt wird vielerorts mit den fehlenden Alternativen begründet. "Sollte Fracking tatsächlich abgeschafft werden, dann würde es durch umweltschädigendere und teurere Energiequellen wie Kohle und Erdöl ersetzt werden", meint Thomas S., ein Studienkollege von Dylan. Letztlich kommt auch der Energieautarkie eine nicht zu unterschätzende Bedeutung in der US-Bevölkerung zu, wie Rebecca S. bestätigt: "Ich unterstütze Fracking, auch wenn es unter Umständen negative Konsequenzen für die Umwelt nach sich zieht. Immerhin sind wir damit aber nicht mehr von anderen Staaten abhängig." (Teresa Eder aus Georgetown, 9.2.2016)