Die großen, lange Zeit ungenutzten Erdgasvorräte, die weltweit in Schiefergestein lagern, sind verlockend. In den Vereinigten Staaten haben sie bereits zu einem Boom der Gasförderung geführt. In nur etwa zehn Jahren, seit Beginn der 2000er-Jahre, ist das Land bei Erdgas autark geworden. Zugleich hat das massenhafte Fördern von Gas aus diesen "unkonventionellen" Lagerstätten zu einem globalen Preisverfall bei Erdgas und auch Kohle geführt.
Gehoben wird der Energieschatz mit dem "hydraulic fracturing", kurz Fracking genannt. Dabei werden Wasser, Sand sowie Dutzende bis Hunderte Chemikalien unter hohem Druck in die Schieferlagerstätte gepresst und das Gestein so aufgebrochen, dass das Gas entweichen kann und durch ein Förderrohr nach oben gelangt. Auch in Europa, und speziell in Deutschland, wurden Schiefergasvorkommen entdeckt. Nun geht die Diskussion, ob auch Europa beim Fracking einsteigen sollte.
Die Verlockung der billigen Energie ist groß – zumal Erdgas im Vergleich zu Braun- oder Steinkohle auch noch ein klima- und umweltfreundlicher Energierohstoff ist. Wir sollten jedoch aus Gründen des Umweltschutzes die Finger davon lassen, zumindest vorerst. Das ist das salopp formulierte Ergebnis einer neuen Studie von Hamburger Forschern.
Keine Technokraten und keine Umweltorganisation zeichnen verantwortlich für das skeptische Fazit, sondern das renommierte Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) sowie die Privatbank Berenberg. Die Arbeit ist Teil der Studienreihe "Strategie 2030".
Die Experten beziehen sich auf die verbreiteten Bedenken, die sowohl in Amerika als auch in Europa gegen Fracking vorgebracht werden. Deshalb solle auch in Deutschland ein vorschnelles Handeln in Bezug auf die Schiefergasförderung vermieden werden, sagt HWWI-Direktor Professor Thomas Straubhaar. "Gerade in den Ländern mit einer großen Bevölkerungsdichte hätten negative Umweltauswirkungen erhebliche Folgen für große Teile der Bevölkerung."
In den Vereinigten Staaten zeigen sich zunehmend die Schattenseiten des dort großflächig stattfindenden Frackings: Grundwasser wird mit toxischen und krebserregenden Zusatzstoffen der Frackingflüssigkeiten verunreinigt, an die Oberfläche zurückgepumptes Bohrwasser kontaminiert Bäche, Stoffe aus der Lagerstätte dringen in andere geologische Schichten ein und große Mengen an Erdgas gelangen in die Atmosphäre.
Dabei ist Erdgas ein rund 20 mal potenteres Treibhausgas als Kohlendioxid. Die Bohr- und Presstechnik könnte möglicherweise auch Erdbeben auslösen. Vor allem Menschen mit hauseigenen Brunnen in der Nähe von Gasförderanlagen klagen über gesundheitliche Probleme – und zeigen in Fernseh-Dokumentationen das spektakuläre Entzünden von Erdgas, das aus dem Wasserhahn kommt.
In Deutschland wurde die Entscheidung, das Fracking zuzulassen, bereits mehrfach vertagt. Frankreich hat ein Moratorium erlassen, um Zeit für die eingehende wissenschaftliche Prüfung der Risiken zu bekommen. So argumentiert auch HWWI-Chef Straubhaar: "Ein schnelles Vorantreiben der Schiefergasförderung, ohne die Folgen für Grund- und Trinkwasser eingehend untersucht zu haben, könnte besonders für dicht besiedelte Gebiete irreversible Folgen haben."
Quelle: Die Welt, 11.07.2013
___________________________________________________________________________Die Informationspolitik der am Fracking beteiligten Konzerne muss kritisiert werden und man kann über diese bewusste Schönrednerei und Bagatellisierung der Risiken nur überrascht den Kopf schütteln. Es handelt sich um ein potenziell ernsthaftes gesundheitliches Problem für unsere Bevölkerung und erfreulicherweise ist zurzeit ja auch von Seiten unserer Regierung bis zur weiteren Abklärung ein Stopp für weitere Bohrungen ausgesprochen worden.
Die zur Gewinnung von Erdgas und Erdöl aus der Tiefe dort eingesetzten Flüssigkeiten, sogenannte Frac-Fluid-Gemische, enthalten Stoffe, die in Bezug auf toxikologische Endpunkte auf Basis der GHS/CLP-Verordnung als gefährlich eingestuft werden. „Relativ geringe Anteile“ (zwei bis fünf Prozent) – so heißt es beruhigend.
Diese Anteile bestehen, um nur die Wesentlichen zu nennen, aus beispielsweise Bioziden, wie Terpenen, Isothiazolinonen, Säuren, Dodecylbenzol, Polyacrylamid, Petroleumdestillaten, aromatischen Kohlenwasserstoffen (Benzol, Toluol), von denen vor allem die Letzteren wegen ihrer stark krebserregenden und genverändernden Wirkung als besonders gefährlich einzuordnen sind.
Zitat der Exxon hierzu: „Viele der eingesetzten Stoffe sind auch aus dem Haushalt bekannt. Die Gesamtflüssigkeit ist weder giftig, noch umweltgefährdend. Sie ist nach Chemikalienrecht nicht kennzeichnungspflichtig und kein Gefahrgut.“
Dem gegenüber hat das unabhängige Tyndall Centre Manchester (Update November 2011) von 260 Fluid-Additiven 17 als ökotoxisch, 38 als akut toxisch, acht als humankanzerogen, sieben als erbgutverändernd und acht als reproduktionstoxisch eingestuft/bewertet – Feststellungen, die auch Exxon bekannt sein dürften.
Zwar ist die Feststellung von Exxon zutreffend: „Viele der eingesetzten Stoffe sind auch aus dem Haushalt bekannt“ – nur ist es wenig riskant, diese Stoffe als Reinigungsmittel in der Toilette oder zum Schuheputzen zu nutzen. Als Risiko im Trinkwasser und Erdboden können sie jedoch nicht toleriert werden. Sie gehören auf gar keinen Fall potenziell ins Trinkwasser unserer Bevölkerung. Langfristig aber besteht diese Gefahr beim Fracking. Es gibt derzeit noch keinerlei wissenschaftliche Aussagen, wie sich die Situation im Zeitverlauf gestalten wird.
Nach dem Fracking wird ein großer Teil der eingepressten Flüssigkeit während der Förderung zusammen mit dem Gasstrom und dem Lagerstättenwasser wieder zurückgepumpt und entsorgt (90.000 Kubikmeter pro Jahr allein in Niedersachsen), ein weiterer Teil verbleibt jedoch unterirdisch. Auch das Lagerstättenwasser enthält Schadstoffe, die nicht in die Natur gehören.
Nach Ansicht des RWE-Vertreters seien das größte Problem dieses sogenannten Lagerstättenwassers nur die hohen Salzanteile und nicht „die relativ geringen Anteile von Quecksilber und natürlicher Radioaktivität“ und „wir werden versuchen, durch Verpressen des Lagerstättenwassers in die alten Bohrstellen das Lagerstättenwasser dorthin zu verbringen, wo es herkommt“.
Doch, ob es dort dann bleibt, ist nicht sicher – nach Informationen des neutralen Expertenkreises im Dialog Fracking vom April 2012 wird festgestellt: „Ein horizontaler Transport im Tiefenwasser mit Bewegung der Schadstofffahne über mehrere Kilometer (pro Jahr 20 Meter) ist möglich und nachgewiesen.“
Ein neutraler Expertenkreis (2012), die Gutachten BMU/UBA (2012), das Umweltministerium NRW (2012) sowie SRU (2013) kommen - auch in Bezug auf die Kontamination des Grundwassers - zu folgender Wertung: „ Das Potenzial des Hydraulic Fracturing, Kontaminationen von Grund- und Trinkwasserressourcen zu verursachen, wird als das Schlüsselrisiko der Technologie betrachtet. Oberflächennahe Prozesse werden für diesen Gefährdungspfad als die kritischen angesehen, insbesondere in Bezug auf den Umgang mit den Additiven der Frac-Fluide und dem Flowback.“
Man kann nur hoffen, dass die Technik, die letzten Reste von Erdgas und Erdöl mit diesem Verfahren aus dem Boden pressen zu wollen, dauerhaft verboten wird, um die Gesundheit unserer Bevölkerung und die der nachfolgenden Generationen verantwortlich zu schützen. Nicht alles, was machbar ist und Geld bringt, dürfte auch gemacht werden.
Wir sollten hier nicht ein Großexperiment zulassen und möglicherweise nach Jahren von den Konzernen hören müssen: „Sorry, das haben wir damals nicht gewusst!“, wenn unser Trinkwasser dann entgegen allen optimistischen Erwartungen der Industrie doch gelitten haben sollte.
Dr. Matthias Bantz, Rotenburg, Facharzt für Innere Krankheiten und Umweltmedizin
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Die Erdgassuche in Deutschland ist mit Risiken für Mensch und Natur verbunden…
Die Kontaminierung von Grund- und Trinkwasser, brennende Wasserhähne, Luftverschmutzung, ungeklärte Entsorgung von Abfällen, Erdbeben und Bergschäden sowie eine zunehmende Industrialisierung von Landschaften wird weltweit mit dem Ausbau der Gasförderung in Verbindung gebracht.
Schon heute fallen bei der Gasförderung große Mengen, mit radioaktiven Isotopen, Schwermetallen und Salzen belasteten Brauchwässer, Abwässer und Bohrschlämme an, die über teils weite Strecken transportiert, verarbeitet und entsorgt werden müssen.
Ausgelöst durch die Diskussion um das weltweit umstrittenen, teils verbotene Hydraulic “Fracking” Fracturing, steht nun auch die Gasförderung in Deutschland in der Kritik.
Beim Fracking werden Millionen Liter Wasser mit teils hochgiftigen Chemikalien versetzt und unter großem Druck in die gasführenden Schichten gepresst, bis diese aufbrechen.
Hieß es anfangs noch, die Gasförderung in Deutschland liefe seit Jahrzehnten störungsfrei und strenge Gesetze würden uns vor Folgen – wie beispielsweise in den USA – schützen, werden nun zunehmend Missstände, Unfälle und Gesetzeslücken bekannt.Die fehlende Transparenz, falsche Behauptungen der Industrie und eine ungerechte Gesetzeslage führt mittlerweile dazu, dass kaum noch eine Bohrung nach Gas geplant werden kann, ohne dass sich eine Bürgerinitiative gründet.
www.gegen-gasbohren.de
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Massensterben seltener Fische
Eine US-Regierungsbehörde hat festgestellt, dass Substanzen der Gasfördermethode Fracking in Kentucky ein nahegelegenes Gewässer mit Säuren und Metallen belastet haben - sie sollen nicht ordnungsgemäß entsorgt worden sein. Die Folge: ein Massensterben einer bedrohten Fischart.
Reston - Die US-Geologiebehörde warnt vor Umweltgefahren durch Fracking. Im Bundesstaat Kentucky sollen im Zusammenhang mit der umstrittenen Öl- und Gasfördermethode verwendete Flüssigkeiten Exemplare einer bedrohten Fischart getötet haben. Das meldete die Behörde in einem auf ihrer Internetseite veröffentlichten Schreiben.
Beim Fracking werden Wasser, Sand und Chemikalien in Gesteinsschichten gepresst, um Gas oder Öl freizusetzen. Die Chemikalien sind nach Ansicht der Behörde schuld am Tod vieler Exemplare der seltenen Chrosomus cumberlandensis im Wasserschutzgebiet Acorn Fork.
So sei der pH-Wert des Wassers nach Beginn des Fracking in der Nähe des Gebiets von 7,5 auf 5,6 gefallen, die elektrische Leitfähigkeit des Wassers von 200 auf 35000 Mikrosiemens gestiegen. Der niedrigere pH-Wert deute auf einen höheren Säuregehalt des Wassers hin, die gestiegene Leitfähigkeit auf eine stärkere Konzentration von Metallen im Wasser.
Schon länger warnen Wissenschaftler vor den Umweltgefahren der unkonventionellen Gasfördermethode: Im Juni hatten Forscher eine Belastung des Trinkwassers in der Nähe von Fracking-Anlagen im Bundesstaat Pennsylvania festgestellt.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/usgs-fracking-substanzen-soll-seltene-fischen-getoetet-haben-a-919360.html
weitere Gefahren des Frackings
Wie alle Ideen, die irgendwann einmal zur Energiegewinnung entwickelt wurden, kann auch Fracking Risiken und Nebenwirkungen haben, die allerdings, wie die Uni Aberdeen in einer Studie belegt, nicht bei jeder Bohrung auftreten müssen.
Geologie:
Aufbruch der Steinstruktur ab gewissen Tiefen nicht mehr kontrollierbar
Variable Durchlässigkeit des Bodens kann zum Ausdringen der Frackingflüssigkeiten und Gasen führen
Unkontrollierbare Aufbrüche können zu explosiven Ausbrüchen in umliegenden Bohrlöchern und Erdrutschen führen
Mechanische Richtungsabhängigkeit des Schiefergesteins kann bei ungenauer Vorbetrachtung zu nicht kalkulierten Brüchen bzw. erhebliche Schwierigkeiten beim Aufbruch führen
Frackingprozess:
Diffusion durch geringe Qualität der Rohre und schlechte Integrität von Zement und Rohrverkleidung
Abhängigkeiten von logistischer Planung und Management kann Positionsänderung notwendig machen
Grund- und Trinkwasser:
Große benötigte Wassermengen haben Einfluss auf Gesamtwassersituation (90.000-13.500.000 Liter pro Bohrloch)
Rücklaufflüssigkeiten können austreten
Chemikalien und Bohrflüssigkeiten über durchlässige Gesteinsschichten ins Grundwasser
Nachweislich höhere Konzentration von Methan im Grundwasser rund um Bohrlöcher
Umwelt:
Ausbau des Straßennetzes sowie erhöhter Anlieferungstransport von Wasser
Entsorgung der Rücklaufflüssigkeiten fragwürdig: 1. Einlagerung und Abtransport 2. Einlagerung und Verdunstung (Verdichtung Chemikalien)
Gas- und Dampfaustritt in die Atmosphäre
Emissionen eventuell schädlicher als Kohle
Schädigung der Fläche durch Umlagerung
Chemische Zusätze:
Unvollständige Bekanntgabe aufgrund von gesetzlicher Lage zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit
Im Schiefergestein enthaltene Verbindungen, Spurenelemente und flüchtige organische Stoffe: Methan, Kohlenstoffdioxid, Sulfide, Helium, Stickstoff, Quecksilber, Arsen, Blei, radioaktives Material
Zur Beurteilung der Risiken vollständige Bekanntgabe notwendig
Quelle: “Hydraulic Fracturing or ‘Fracking’: A Short Summary of Current Knowledge and Potential Environmental Impacts” von Dr. Dave Healy der Uni Aberdeen, entnommen am 05.02.2013 21:45
Die Belastung mit Methan, Ethan und sogar Propan war deutlich höher: Forscher untersuchten Brunnen im Fracking-Gebiet Pennsylvania und wollen erstmals die Verunreinigung des Trinkwassers nachgewiesen haben.
Eine Studie hat Hinweise gefunden, dass Trinkwasser durch unkonventionelle Gasförderung, das sogenannte Fracking, mit Gasen belastet wird. Manche Brunnen in der Nähe von Fracking-Anlagen seien mit Methan, Ethan und Propan belastet, berichtet eine Gruppe von Forschern der Duke University im US-Staat North Carolina. Die Wissenschaftler hatten Proben in 141 privaten Brunnen in der Gegend des Marcellus-Beckens im Nordosten des Bundesstaats Pennsylvania genommen, in dem es große Schiefergasvorkommen gibt.
Die Belastung mit Methan war der Studie zufolge bei Brunnen im Umkreis von einem Kilometer um Fracking-Anlagen sechsmal höher als in anderen Brunnen. Die Ethankonzentration war demnach sogar 23-mal höher, die Forscher im Wissenschaftsmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" ("PNAS"). Im Wasser von zehn Brunnen wurde zudem Propan nachgewiesen - alle lagen im Umkreis von einem Kilometer um Fracking-Anlagen.
Beim Fracking werden Wasser, Sand und Chemikalien in Gesteinsschichten gepresst, um Gas oder Öl freizusetzen. In den USA waren bereits früher in der Nähe von Bohranlagen erhöhte Gasmengen im Boden gemessen worden. Die Daten waren aber schwierig zu deuten: Man wusste nicht, wie viel Gas in der Zeit vor dem Fracking dort schon aufgestiegen war.
Wie gelangte das Gas ins Grundwasser?
Nun jedoch wollen die Forscher beweisen können, dass das Gas aus den Fracking-Gasquellen stammt. Eine Variante des Edelgases Helium eigne sich quasi als Fingerabdruck für die Herkunft von Gasen: Das sogenannte Helium-4 verbindet sich nicht mit anderen Stoffen, seine Menge bleibt unverändert. Der Anteil des Heliums im Grundwasser der betreffenden Gegend sei identisch mit dem Anteil in den Fracking-Gasquellen, schreiben die Forscher.
(http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/methan-im-grundwasser-gase-durch-fracking-im-trinkwasser-a-907694.html) – 27.06.2013
Beim Fracken werden giftige und gesundheitsgefährdene Stoffe wie z. B. Tetramethylammoniumchlorid (CAS 75-57-0) in die Erde bzw. unseren Grundwasserkörper verpresst. Das Sicherheitsdatenblatt entsprechend der EG-Verordnung Nr. 1907/2006, Stand 28.08.2012 sagt folgendes zu dieser Chemikalie:
Einstufung gemäß Verordnung (EG) Nr. 1272/2008
GHS06 Totenkopf mit gekreuzten Knochen
Acute Tox. 2 H300 Lebensgefahr bei Verschlucken.
Acute Tox. 3 H311 Giftig bei Hautkontakt.
Einstufung gemäß Richtlinie 67/548/EWG oder Richtlinie 1999/45/EG
T; Giftig
R25: Giftig beim Verschlucken.
Xn; Gesundheitsschädlich
R21: Gesundheitsschädlich bei Berührung mit der Haut.
Diese Angaben über die Giftigkeit und Gesundheitsschädlichkeit der Chemikalie Tetramethylammoniumchlorid (CAS 75-57-0) wurden von Dr. med. Gabriele Dostal, Giftnotrufzentrale München bestätigt.
— DIE GRÜNEN UELZEN, „Offener Brief und Presseerklärung“ zum Thema Fracking (abgerufen am 20.12.2012)
Tonnenweise Chemikalien bei jedem einzelnen Fracking-Vorgang
In Deutschland wurde in der Sendung Monitor eine Liste mit den beim Fracking eingesetzten teilweise hochtoxischen Chemikalien veröffentlicht. Die Frac-Flüssigkeit enthält demnach krebserregende, hormonverändernde und stark wassergefährdende Toxine, nämlich: Tetramethylammoniumchlorid, Petroleumdestillate, Octylphenol und Biozide aus der Gruppe der Isothiazolinone.
ñ Tetramethylammoniumchlorid ist laut dem entsprechenden Sicherheitsdatenblatt in die Wassergefährdungsklasse 1 eingestuft, gilt als schwach wassergefährdend, soll jedoch nicht ins Grundwasser, in Gewässer oder in die Kanalisation gelangen, auch nicht in kleinen Mengen. Dennoch kommen pro Fracking-Vorgang 19.000 Tonnen Tetramethylammoniumchlorid zum Einsatz.
ñ Octylphenol ist ein toxischer, persistenter Stoff, der als Phenolharz zur Herstellung von Reifengummi, Druckfarben etc. verwendet wird und in der sog. Wasserrahmenrichtlinie als prioritär eingestuft wird. Das bedeutet, Octylphenol ist wassertoxisch und gehört in die Wassergefährdungsklasse 2. Derzeit macht man sich Gedanken über eine mögliche Umweltverschmutzung mit Octylphenol u. a. über den Reifenabrieb und schlägt Emissionsminderungsmaßnahmen vor, um den Stoff weitgehend aus unserer Umwelt fernzuhalten. Wenn nun demnächst pro Fracking-Vorgang 9,5 Tonnen dieses Stoffes eingesetzt werden, dürften sich die Verantwortlichen vor einem mengenmäßig ganz neuen Octylphenol-Problem wieder finden.
ñ Biozide aus der Gruppe der Isothiazolinone gehören der höchstmöglichen Wassergefährdungsklasse an, nämlich 3 und sind somit stark wassergefährdend. Isothiazolinone werden als Konservierungsstoffe in Reinigungsmitteln, Klebstoffen, Farben etc. eingesetzt, da sie Mikroorganismen (Bakterien, Pilze) töten. Beim Menschen führen sie häufig zu einer Kontaktallergie, weshalb sie inzwischen kaum mehr inKörperpflegeprodukten eingesetzt werden. Pro Fracking-Vorgang gelangen 680 Kilogramm dieser hoch wassergefährdenden Stoffe in die Umwelt. (Quelle: http://www.zentrum-der-gesundheit.de/fracking-ia.html)
Fracking gefährdet Oberflächengewässer (DLF, 12.03.2013)
Im Zusammenhang mit Fracking, dem chemikalienbasierten Freisetzen von zum Beispiel Schiefergas, wurden bisher hauptsächlich die möglichen Folgen für den Untergrund diskutiert. Nun hat sich eine Studie mit der Belastung von Oberflächengewässern beschäftigt. Ein großes Problem ist der Umgang mit dem sehr salzigen Produktionswasser.
Gefördert wird Schiefergas in den USA im großen Stil, und zwar aus Tonschiefern durch das sogenannte Fracking: Dabei wird eine Mischung aus Wasser, Sand und chemischen Zusätzen in den tiefen Untergrund gepresst. Risse entstehen, über die das Erdgas dann fließt. Zwar hat die sogenannte "Schiefergaswende" in den USA zu stark sinkenden Energiepreisen geführt, aber das Verfahren ist umstritten. In der nun veröffentlichten Studie geht es um die Belastung von Oberflächengewässern - unter anderem mit gelösten Salzen. Und untersucht wurden die Oberflächengewässer in Pennsylvania:
Sheila Olmstead von der Nicht-Regierungsorganisation "Resources for the Future" in Washington DC. Sie und ihre Kollegen haben mehr als 20.000 Messungen zur Wasserqualität ausgewertet und entdeckten ein neues Problem:
"In den USA wird dieses salzige Produktionsabwasser aus der Schiefergasförderung normalerweise in den tiefen Untergrund verpresst, damit es weder Oberflächen-, noch Grundwasser belastet. In Pennsylvania und den angrenzenden Gebieten funktioniert das aufgrund der geologischen Gegebenheiten nicht. Also lassen die Betreiber die Abwässer in kommunalen oder industriellen Kläranlagen behandeln. Allerdings werden nur wenige Anlagen mit diesen gelösten Salzen halbwegs fertig. Was wir davon in den Flüssen finden, stammt aus diesen Kläranlagen: Es ist das behandelte Abwasser, das sie in die Flüsse und Ströme leiten."
Das Ergebnis: Unterhalb der Kläranlagen steigt die Salzfracht um zehn Prozent. Das könne die Ökosysteme direkt schädigen und außerdem Schwermetalle oder Phosphate aus dem Sediment mobilisieren. Entfernen lässt sich diese Salzfracht nur mit Entsalzungsanlagen. Das ist teuer und energieintensiv und wird nicht gemacht. In Pennsylvania verschärfen neue Auflagen die Situation dadurch, dass zwar einerseits sehr viel weniger Kläranlagen diese Abwässer annehmen dürfen, neue Anlagen andererseits nur auf dem Papier existieren. Sheila Olmstead:
"Das einzige, was man derzeit gegen die Belastung tun könnte, wäre das Abwasser wieder auf mehr Behandlungsanlagen zu verteilen, damit es nicht so konzentriert an wenigen Stellen in die Flüsse gelangt. Wir brauchen dringend neue Anlagen, die strengeren Richtlinien genügen und sehr viel mehr Salz aus dem Abwasser entfernen als bisher."
Ein zweites Problem, mit dem sich die Gruppe beschäftigt hat, ist die Schwebstofflast der Gewässer:
"Wir fanden heraus, dass während der Bauphase durch Rodungen, den Straßen- und Pipelinebau oder die Installation von Bohrgerät und Förderanlagen die Erosion steigt und die Flüsse in Pennsylvania immer mehr Schwebstoffe transportieren."
