Neue Studien heizen "Fracking"-Diskussion an

In den USA boomt die Förderung von Erdgas aus unkonventionellen Quellen wie Schiefergestein. Dabei werden Millionen Liter Wasser, das mit Sand und einem geringen Anteil Chemikalien vermischt ist, in den Boden gepumpt. Auch in Polen, England und in Deutschland planen Unternehmen mit dieser Fördermethode Erdgas-Reserven anzuzapfen.

Der Boom gefällt aber nicht allen. Umweltschützer und manche Forscher warnen seit Jahren vor den Umwelt- und Klimaschäden, die das Verfahren mit sich bringen könnte. Die Vorwürfe: Die giftigen Chemikalien könnten ins Grundwasser gelangen, Unfälle könnten die umliegenden Böden und Flüsse verschmutzen, an den Bohrstellen austretendes Methan beschleunige den Klimawandel.

Das überraschende an der Fracking-Diskussion: Wissenschaftliche Untersuchungen konkreter Bohrfelder sind bisher die Ausnahme, obwohl in den USA der Schiefergasboom nun schon seit Jahren die Landschaft verändert. Nicht wenige US-Bürger, Experten und Journalisten kritisieren deshalb, dass Forscher und staatliche Behörden mit der Geschwindigkeit, mit der sich das Fracking ausbreitet, heillos überfordert seien.

Das ändert sich aber vielleicht nun langsam. Denn drei Studien haben sich allein in den vergangenen Wochen damit befasst, welche Auswirkungen Fracking für die Umwelt in einzelnen Regionen und in der Nähe von Bohrfeldern hat. Das sind die Ergebnisse:

1. Fracking treibt Klimawandel voran

Bisher hatten Forscher keine genauen Angaben darüber, wie viel Methan wirklich beim Fracken in die Atmosphäre entweicht. Das Problem dabei: Methan ist ein extrem starkes Treibhausgas. Entweicht zu viel bei der Förderung, schneidet Erdgas in der Klimabilanz schlechter ab als schmutzige Kohle.

Die Unternehmen behaupteten bisher, bei der Gasförderung trete nur sehr wenig Methan aus. Nun haben erstmals mehr als ein Dutzend Forscher per Flugzeug Fördertürme in Utah überwacht. Das Ergebnis, das sie vor wenigen Tagen in einer Fachzeitschrift publizierten: Dort entwichen an dem betreffenden Tag im Februar 2012 pro Stunde zwischen sieben und zwölf Prozent des geförderten Erdgases in die Atmosphäre. Fracking wäre demnach äußerst schädlich für das Klima.

Ob sich diese hohen Werte allerdings auf Gasfelder in anderen Teilen der USA übertragen lassen, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

2. Fracking schadet dem Grundwasser nicht

Experten des US-Energieministeriums haben sich derweil angesehen, ob die Chemikalien aus dem Fracking-Prozess in das Grundwasser gelangen können. Dafür haben sie erstmals Stoffe in der Frackflüssigkeit chemisch markiert, um sie verfolgen zu können.

Jetzt liegen erste Zwischenergebnisse vor: Die Chemikalien kamen nicht in die Nähe des über der Fracking-Bohrung liegenden Grundwassers. Beunruhigend allerdings ist, dass einzelne Stoffe in Bodenrissen fast 600 Meter weit wanderten. Bisher schließt die Mehrzahl der Geologen aus, dass Frackingflüssigkeiten in Grundwasserspeicher gelangen kann.

3. Methan gelangt ins Trinkwasser

Dass die beim Fracking eingesetzten Chemikalien nicht ins Grundwasser gelangen, heißt noch lange nicht, dass das Trinkwasser insgesamt von dem Verfahren nicht betroffen ist. Wie Untersuchungen von Forschern der Durham Universität in North Carolina zeigten, finden sich nahe Fracking-Bohrungen erhöhte Konzentrationen von Methan und anderen Gasen im Trinkwasser.

Das führt teilweise dazu, dass Anwohner ihr Leitungswasser anzünden können. Das Phänomen ist allerdings auch aus Haushalten in der Nähe von herkömmlichen Gasfeldern bekannt. Das zweite Problem: Bisher existieren keine Vergleichswerte, die zeigen, wie hoch die Methankonzentration im Wasser vor den Fracking-Aktivitäten war.

- Quelle: "green.wiwo.de/umweltschaden-neue-studien-heizen-fracking-diskussion-an" ;  Abgerufen: 21.08.2013