Energiemultis verlieren Lust am Fracking

Neigt sich die Schiefergas-Bonanza in den USA schon ihrem Ende zu? Die Lust von Investoren aufs Fracking geht jedenfalls deutlich zurück. Der Boom wird offenbar Opfer seines eigenen Erfolges.


Der Fracking-Boom in den USA gerät offenbar an seine Grenzen. Im vergangenen Jahr haben internationale Investoren aus der Energiebranche nur etwa 3,4 Milliarden Dollar für Anteile an Schiefergas- und Schieferölfeldern ausgegeben. Im Jahr zuvor war es noch etwa die doppelte Menge. Darauf weist das Wall Street Journal hin und beruft sich dabei auf Zahlen des Analysehauses IHS Herold.


Noch sonnen sich auch viele deutsche Firmen im Glanz der Gasbonanza. Sie profitieren im Geschäft mit der gasverarbeitenden Industrie, die in den USA einen äußerst billigen Rohstoff und damit paradiesische Zustände vorfindet.

Doch die Zeichen mehren sich, dass nun eine eine Phase der Ernüchterung folgt. So sind auch Übernahmen und Beteiligungen in der nordamerikanischen Öl-und Gasbranche stark zurückgegangen. Einer Studie der Unternehmensberatung IHS zufolge sank der Wert solcher Deal um 48 Prozent auf 47 Milliarden Dollar.


Ein Hauptgrund ist der weiterhin niedrige Gaspreis in den USA - was des einen Freud ist, ist des anderen Leid. Der Gaspreis hatte sich im vergangenen Jahr zwar wieder erholt. Im historischen Vergleich ist der Rohstoff aber immer noch billig und kostet weniger als die Hälfte als in Europa. Die Erlöse aus Schiefergas sind daher geringer ausgefallen als anfangs erhofft - das tötet jetzt offenbar die Fantasie für Gewinne in der Zukunft.


Der Anteil von Gas an zugekauften US-Reserven befinde sich auf einem Zehn-Jahres-Tiefs, konstatiert das Oil & Gas Journal. Der Boom wird damit zum Opfer seines eigenen Erfolges.

Bereits in den vergangenen Monaten hatten große Energiekonzerne ihre Erwartungen an ihre Fracking-Aktivitäten heruntergeschraubt. So stufte Shell Chart zeigenden Wert seiner Vorkommen im Juli 2013 um zwei Milliarden Dollar herunter, BHP Billiton Chart zeigen hatte seine Besitzstände ein Jahr zuvor um 2,8 Milliarden Dollar herabgesetzt. Grund sind auch hier die niedrigen Gaspreise.

Laut Wall Street Journal streichen die Bohrfirmen mangels neuer Geldinfusionen nun ihre Kosten zusammen. Sie konzentrieren sich jetzt verstärkt darauf, vorhandene Reserven auszubeuten. Die Frage lautet nun, ob das mittelfristig zu sinkenden Fördermengen sowie steigenden Gaspreisen führt - was die viel besungene Re-Industrialisierung der USA bremsen würde.


http://www.manager-magazin.de/unternehmen/energie/energiekonzerne-wie-shell-verlieren-lust-an-fracking-und-schiefergas-a-941969.html