Ist der Fracking-Boom am Ende?

Um das Maximum aus ihren Vorkommen herauszuquetschen, haben US-Ölfirmen sie mit immer mehr Bohrungen durchlöchert. Das rächt sich nun: Die Förderquoten sinken, aus dem Öl-Boom ist offenbar die Luft raus - mit weitreichenden Folgen.

Druck ist es, was den Siegeszug der US-Ölförderung bisher getrieben hat: Beim sogenannten Fracking werden Wasser, Chemikalien und Sand in den Boden gepresst, um konventionell nicht erschließbare Öl- und Gasvorkommen in tiefen Gesteinsschichten "aufzuknacken". Zu viel Druck ist es nun auch, was den Boom jäh beenden könnte: Bei der Erschließung ihrer Felder hat die US-Fracking-Branche offenbar zu viel Dampf gemacht - und sich damit in eine bedrohliche Lage gebracht, berichtet das "Wall Street Journal" (WSJ).


Getrieben von der Aussicht auf hohe Profite haben die Ölfirmen in North Dakota, Texas und Oklahoma Tausende neue Bohrtürme gebaut, um die Förderung aus vielversprechenden Feldern zu erhöhen. Die Förderstellen wurden dicht gedrängt um bereits bestehende Bohrungen errichtet, um die Felder schneller leer laufen zu lassen - in etwa so, als ob man mehrere Zapfhähne nebeneinander in dasselbe Fass schlägt.

Doch diese Rechnung geht offenbar nicht auf: Die meisten Ableger-Bohrungen nah um einen bereits produzierenden Förderturm herum seien nicht so ergiebig wie die ursprüngliche Quelle, berichtet das Blatt unter Berufung auf Firmendaten. Das Problem wird deshalb in der Branche "Eltern-Kind-Problem" genannt. In manchen Fällen könne die Förderrate bis zu 50% weniger betragen, schreibt das "WSJ". Zudem kannibalisieren sich alte und neue Bohrung gegenseitig.

Der Grund liegt darin, dass zu viele Risse und Löcher in derselben Gesteinsformation den Druck verringern, wodurch weniger Öl und Gas austritt. Letztlich könnte sich durch die neuen Bohrungen die Förderquote nicht etwa erhöhen, sondern die Gesamtproduktion der Felder sinken.


Das "Eltern-Kind-Problem" bedroht die Welt

Für die Branche und ihre Geldgeber könnte das bald zum Problem werden: Ihre Felder dürften nun viel weniger Output liefern, als die Fracking-Industrie Anlegern versprochen hat. Die hatten sie in der Hoffnung auf satte Renditen mit Geld regelrecht zugeschüttet. 2016 pumpten sie laut dem Datenanbieter Dealogic trotz fallender Ölpreise fast 57 Milliarden Dollar in die Branche - fast doppelt soviel wie ein Jahr zuvor.

Nun drohen hohe Abschreibungen. Denn durch die potentiell geringere Fördermenge sind ihre Ölvorkommen womöglich viel weniger wert, als sie dafür bezahlt haben - und damit auch die Fracking-Firmen insgesamt.[...]

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