Ölpreis steigt wieder...
Die Ölpreise stiegen nach einem Raketenangriff auf Saudi-Arabien auf ein Drei-Jahres-Hoch. Ein Fass kostete 100 Dollar.
  • Die Sorge, dass die Konflikte im nahen Osten zu sinkenden Fördermengen führen könnten, treibt die Preise.
  • Eine Ölknappheit könnte die Weltwirtschaft beschädigen, darunter Fluggesellschaften, Fabriken und Autofahrer.

  • Als jemenitische Rebellen in den frühen Morgenstunden mehrere Raketen auf die saudi-arabische Hauptstadt Riad schießen, sind die Auswirkungen noch 10.500 Kilometer weiter westlich zu spüren: in der North End Avenue 1, gelegen im Süden von Manhattan.

An dieser Adresse befindet sich einer der weltweit wichtigsten Handelsplätze für Öl. Und die Preise, die dort erzielt werden, sind oft mit dem Geschehen in fernen Regionen verbunden, vor allem im Nahen Osten. Lässt ein Staatschef Soldaten aufmarschieren, verüben Terroristen einen Anschlag oder greifen Rebellen an, dann bewegt das in New York die Kurse. Saudi-Arabiens Luftwaffe zerstörte die Raketen am vergangenen Mittwoch noch in der Luft, eine Katastrophe blieb in Riad aus. Dennoch stieg der Ölpreis deutlich an – immerhin hatte sich der Beschuss gegen den größten Rohstoffproduzenten des Planeten gerichtet.

Die Investoren sind nun nervös. Was, wenn die Rebellen das nächste Mal Erfolg haben? Wenn sie Bohrtürme einäschern, Ölfelder in Brand setzen? Es geht die Furcht um, dass Saudi-Arabien weniger Öl fördern kann, wenn der Konflikt weitergeht – und der Rohstoff, der die Weltwirtschaft am Laufen hält, bald knapp wird. Aus diesem Grund steigen die Preise. Nach dem Angriff kletterten sie sogar so hoch wie zuletzt vor drei Jahren. Die Kurse bewegen sich auf eine Marke zu, von der viele Analysten glaubten, sie würde nie wieder erreicht: 100 Dollar je Fass (159 Liter).


Die Öltanks der Welt leeren sich

„Was am Himmel über Riad passiert ist, macht den Markt unruhig“, sagt David Lennox, Analyst der Beratungsfirma Fat Prophets. Zuletzt wurden die beiden Sorten Brent and WTI für rund 70 Dollar je Fass gehandelt. Ein beachtlicher Sprung – vor einem halben Jahr lagen die Preise noch unter 50 Dollar. Für alle, die viel Öl verbrauchen, sind das keine guten Nachrichten. Für Fluggesellschaften etwa, die ihre Jets mit Kerosin befüllen. Für Chemiefabriken, die mit Öl Plastik herstellen. Für Autofahrer, die Benzin oder Diesel tanken. Bisher bewegt sich der Spritpreis in Deutschland zwar nur leicht nach oben, aber das könnte sich bald ändern. Und so haben die Raketen aus dem Jemen Einfluss auf die ganze Welt.

Quelle: Infografik Die Welt

Überhaupt herrscht in der Region, auf die der Handelsplatz in der North End Avenue 1 so genau schaut, Aufregung. Wenige Stunden vor dem Beschuss hatte Donald Trump einen Militärschlag gegen Syrien angekündigt. Amerikas Präsident wollte damit auf einen mutmaßlichen Giftgasangriff des Regimes antworten. Die Investoren sind alarmiert: Syriens Machthaber Baschar al-Assad wird von Wladimir Putin unterstützt – was bedeutet, dass es zwischen den USA und Russland, zwei weiteren wichtigen Ölförderern, zu neuen Spannungen kommen kann. „Ölpreise und Geopolitik sind eng miteinander verknüpft“, sagt Fatih Birol, der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA). „Vor allem wenn der Nahe Osten betroffen ist, das Herz des weltweiten Ölexports.“ Beruhige sich die Lage nicht bald, stiegen die Preise weiter.