Sind Sie für oder gegen Fracking?

Viele Menschen in Deutschland und auch in Niedersachsen stehen dem Fracking und den damit verbundenen Gefährdungen von Menschen und Umwelt ablehnend gegenüber (mehr als 75 Prozent). Die Attac-Regionalgruppe Nienburg hat darum die örtlichen für den Landtag kandidierenden Parteien gebeten, folgende drei Fragen zu beantworten:

• 1. Wenn Sie in politischer Verantwortung wären und sich grundsätzlich entscheiden müssten: Würden Sie für Fracking sein oder dagegen?
• 2. Sind Sie der Meinung, dass gesetzliche Vorgaben (soweit vorhanden) im Fracking-Regelungsgesetz zum Schutz der Bevölkerung und Umwelt sowie zur Verringerung des Treibhausgaseffekts als ausreichend zu betrachten sind? Meinen Sie in diesem Zusammenhang, dass es einen sicheren Verbleib des Frac-Wassers im Untergrund geben wird? Sind Ihnen die gewaltigen beim Fracking benötigten Wassermengen bekannt?
• 3: Sind Sie der Meinung, dass gefracktes Gas als „Brückentechnologie“ bis zum Zeitpunkt der Vollversorgung durch erneuerbare Energien notwendig und sinnvoll ist, wie immer wieder von Unternehmen wie z.B. ExxonMobil argumentiert wird?


Karsten Heineking/CDU

• Zu 1: Die CDU unterstützt die Erdgasgewinnung in Niedersachsen in eng gesteckten Grenzen. Vor allem der Trinkwasserschutz und der Minaeralwasserschutz dürfen durch Fracking nicht beeinträchtigt werden. Die Gleichsetzung von konventionellem und unkonventionellem Fracking ist aus meiner Sicht unzutreffend. Zum einen fehlen beim konventionellen Fracking die von Ihnen kritisierten Frac-Flüssigkeiten, zum anderen werden beim unkonventionellen Fracking Risse in tieferen Schichten erzeugt, die laut Kritikern für die Häufung von Erdbeben verantwortlich sein sollen.

Aus meiner Sicht ist eine Debatte über Vor- und Nachteile der Erdgasförderung sinnvoll. Allerdings ist zu beobachten, dass mit zunehmender Intensivierung der Debatte immer neue Vermutungen über Gefahren des Frackings genannt werden, ohne dass überzeugende wissenschaftliche Ergebnisse präsentiert werden.

• Zu 2: Ich bin davon überzeugt, dass die rechtlichen Vorgaben für das Fracking ausreichen. Wichtig ist mir aber auch, gerade dem vermuteten höheren Krebsrisiko durch Frac-Wasser intensiver nachzugehen. Dabei ist festzustellen, dass der Industrie inzwischen biologisch abbaubare Frac-Flüssigkeiten verfügbar sind, die die potenziellen Gesundheitsrisiken deutlich reduzieren. Ich werde gemeinsam mit meiner Partei prüfen, inwieweit das im Septemberplenum eingeführte Krebsregister dazu beitragen kann, objektive Daten zum Krebsrisiko an Erdgaslagerstätten bereitzustellen.

• Zu 3: Kohle und Gas sind aus Sicht der CDU Brückentechnologien, die auf absehbare Zeit noch genutzt werden müssen. Bevor Erneuerbare Energien die fossilen Energieträger komplett ablösen können, muss der Netzausbau voranschreiten, die Energieeffizienz verbessert und die Energiespeicherung ermöglicht werden. Dies gilt insbesondere für die wetterabhängigen Energieformen Wind und Solar. Die Argumentation von ExxonMobil ist in dieser Hinsicht objektiv zutreffend.


Grant Hendrik Tonne/SPD

• Zu 1: Dem Frackingverfahren habe ich immer schon skeptisch gegenübergestanden und sehe hier erhebliche und unkalkulierbare Risiken für Mensch und Umwelt. Gleichwohl gehe ich davon aus, dass die Gasförderunternehmen und deren Mitarbeiter bemüht sind, Sicherheitsvorkehrungen und Qualitätsstandards einzuhalten. Deshalb und aus der Notwendigkeit der Gasgewinnung heraus und den damit verbundenen Arbeitsplätzen habe ich dem Fracking-Regelungspaket zugestimmt.

Zumal Fracking in Schiefergestein verboten und in Sandstein unter verschärften Auflagen erlaubt ist. Ich sehe jedoch auf Grund der unterschiedlichen Tiefen (in Schiefergestein wird in geringeren Tiefen gefrackt) einen Unterschied zwischen beiden Methoden. Grundsätzlich räume ich jedoch ein, dass mit Fracking grundsätzlich verschiedene Gefahrensituationen zusammenhängen.

• Zu 2: Es müssen weiterhin klare Vorgaben zum Schutz von Mensch und Umwelt getroffen werden. Im Zusammenhang mit Krebserkrankungen in der Nähe von Bohrstellen muss die Ursache ermittelt werden. Die mit dem Eingriff in tiefe Gesteinsschichten verbundenen „Abfälle“ führen offensichtlich zu Gefährdungen der Gesundheit und müssen abgestellt werden. Z.B. durch strenge Kontrollen, was bisher nur unzureichend geklappt hat. Die damit verbundene Belastung von Erdreich, Wasser und Luft muss durch einen rechtlichen Rahmen unterbunden werden. Die benötigten Wassermengen beim Fracking sind mir bekannt, auch deshalb ist zu hinterfragen, ob diese Technik wirklich eingesetzt werden muss.
Wir sind es insbesondere den erkrankten Menschen schuldig, mögliche Zusammenhänge zwischen Förderungen aus dem Erdreich und Erkrankungen zu erforschen und die Ursachen dafür abzustellen.

• Zu 3: Ohne eine genaue Gegenüberstellung der benötigten Mengen, der zeitlichen Faktoren und einer genauen Analyse ob die Verringerung der Gasförderung in Deutschland zu mehr Gasimporten aus dem Ausland führt (diese Zahlen liegen mir nicht vor), sehe ich mich nicht in der Lage, diese Frage abschließend zu beantworten. Mehr Gasimporte heißt, dass die Umweltbelastungen die gleichen bleiben, nur die lokalen Förderplätze werden verschoben. Dann lieber Gasförderung in Deutschland unter strengen Rahmenbedingungen; das wiederum aber auch nicht um jeden Preis. Die Gasförderung im Schiefergestein, mit noch nicht einmal ansatzweise abschätzbaren Gefahren, muss weiterhin verboten bleiben. Die sonstige Gasförderung bedarf einer strengen rechtlichen Überwachung.


Helge Limburg/Grüne

• Zu 1: Als Grüner sehe ich die Nutzung fossiler Brennstoffe generell kritisch. Ich bin also auch gegen die Nutzung von gefracktem Gas. Darüber hinaus stellt diese Methode eine besondere Bedrohung für unsere Landschaft und Gesundheit dar. Unser Bemühen in den vergangenen Jahren war (und wird auch zukünftig sein), alles landesrechtliche Mögliche zu tun, um Fracking soweit wie möglich einzuschränken. Letztlich entscheidet aber der Bundestag über die rechtlichen Rahmenbedingungen.

• Zu 2: Ich halte die bundesrechtlichen Regelungen nicht für ausreichend. Wir benötigen in diesem Bereich Gesetzesverschärfungen, um den Ländern zu ermöglichen, Fracking generell zu untersagen. Die chemischen und physikalischen Prozesse kann ich nur schwer beurteilen. Generell bin ich aber skeptisch, ob es gelingen kann, wirklich sauberes und dauerhaft sicheres Fracking ohne Folgewirkungen zu gewährleisten. Zur Verringerung des Treibhauseffekts muss Deutschland in erneuerbare Energien investieren und diese massiv ausbauen. Die fossilen Rohstoffe müssen so weit wie möglich schlichtweg unter der Erde bleiben.

• Zu 3: Für unser Ziel, eine Energieversorgung mit erneuerbaren Energien, brauchen wir kein gefracktes Gas. Die für eine, zur Erreichung des Pariser Klimaschutzziels nur sehr kurze, Übergangszeit benötigten fossilen Brennstoffe sollten nicht aus gefracktem Gas gewonnen werden.


Heiner Wener/FDP

Zurzeit ist eine wirtschaftliche Nutzung durch Fracking nicht sinnvoll. Eine weitere Untersuchung sollte wissensbasiert möglich sein. Ob Fracking als Brückentechnologie sinnvoll sein wird, ist aus jetziger Sicht nicht abschließend zu klären. Ein Moratorium habe ich bereits vor Jahren gefordert. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen auftretenden Krebsfällen und Untersuchungen in Bezug auf fracking ist wissenschaftlich zur Zeit nicht nachweisbar. Obwohl die Verfahren in den USA und Deutschland nicht zu vergleichen sind, ist eine Verunreinigung des Grundwassers bei unsachgemäßer Förderung nicht auszuschließen. Bei allen Diskussionen ist transparent und wissensbasiert vorzugehen.

Torben Franz/Die Linke

• Zu 1: Sowohl ich als auch die Partei Die Linke setzen uns klipp und klar für ein Totalverbot des Frackings ein. Hierbei schließen wir beides ein. Sowohl das konventionelle Fracking als auch das unkonventionelle. Sowohl auf der Bundesebene als auch im Landesprogramm findet sich die Forderung nach einem „Totalverbot“ des Frackings wieder. Wir sehen den Schutz der Menschen und der Umwelt als wichtiger an als die kurzfristigen wirtschaftlichen Impulse.

• Zu 2: Nein, die Sicherheitsvorkehrungen sind nicht ausreichend. Fracking ist und bleibt eine Risikotechnologie, die in ihren Auswirkung letztlich nicht komplett kontrolliebar ist. Nicht nur die Verseuchung von tonnenweise Wasser zur Förderung des Gases ist problematisch genug, sondern auch die Frage, ob das verpresste Wasser vollständig zurückgeholt werden kann. Eine Verseuchung des Grundwassers mit besagten Chemikalien oder Gas und Öl wäre in einem Land wie Deutschland, das immer besondere Aufmerksamkeit auf den Schutz seines Grundwassers gelegt hat, katastrophal. Dies dürfen wir nicht zulassen. Wasser bleibt eines unserer wichtigsten Ressourcen in der Zukunft.

Auch die Frage von Erdbeben ist beim Fracking problematisch und ungeklärt. Die Menschen werden hier nicht kalkulierbaren Schäden ausgesetzt. Es ist also nicht nur der Schutz der Umwelt, der uns zu einem Totalverbot bewegt, sondern eben auch und gerade der Schutz der Menschen, ihres Grundwassers und ihrer Wohnungen, ihres direkten Lebensumfeldes.

• Zu 3: Fracking ist keine Brückentechnologie, wie auch Kohle und Öl keine Brückentechnologien sind. Wir müssen uns ernsthaft Gedanken über den Umstieg machen, nicht neue Quellen konventioneller Energie erschließen. Erlauben wir der Industrie, eine neue Quelle zu erschließen, wird sie sich noch einmal deutlich mehr Zeit lassen, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Statt unsere Umwelt mithilfe der Frackingtechnologie zu verseuchen, sollten wir mit erneuerbaren Energien, einem starken ÖPNV und guten Umweltkonzepten den Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung schaffen.


Christian Libbe / AfD

Die AfD ist eine junge Partei mit einem ersten Programm für Deutschland. Wir ermitteln noch und analysieren das über Fracking herausgefundene, um die Sachlage zu bewerten.

Ganzheitlich betrachtet ist die jetzige Energiepolitik weder ökonomisch noch ökologisch vertretbar. Die AfD will die Technik, Vorteile und Risiken des Fracking, nach den bestehenden deutschen Umwelt- und Bergbaugesetzen, untersuchen. Über die wirtschaftlichen und politischen Vorteile des Fracking, im Vergleich zu den realen Nachteilen, ist die Bevölkerung sachlich zu informieren.

Den Einsatz des Fracking zur Erdöl- und Erdgasförderung an neuen Standorten lehnt die AfD ab, solange die Energieversorgung Deutschlands gesichert ist. Letztendlich gehört die demokratische Entscheidung, über den Einsatz der Fracking-Technik, in die Hand der betroffenen Bürger vor Ort. Der Schutz der Verbraucher ist für die AfD einer der zentralen Politikbereiche. Er ist eine Querschnittsaufgabe und umfasst eine verbraucherfreundliche Wirtschaftspolitik genauso, wie Teile der Sozial-, Rechts-, Gesundheits- und Umweltpolitik.

Die AfD befürwortet die kleinteilige Wasserversorgung durch Kommunen und Zweckverbände. Das Eigentum an den Wasserressourcen, den Förderanlagen, der Wasseraufbereitung und am Verteilernetz muss in öffentlicher Hand verbleiben. Denn sauberes Trinkwasser gehört zur Daseinsvorsorge!


Martina Broschei / Piraten

• Zu 1: Ich bin definitiv gegen Fracking.

• Zu 2: Wir fordern u.a. die Abschaffung des Bergrechts. Die aktuellen gesetzlichen Vorgaben reichen nicht aus und verringern in der Bilanz auch nicht den Treibhausgaseffekt oder das erhöhte Krebsrisiko rund um die Förderstellen. Die benötigten täglichen gigantischen Grundwassermengen stellen eine erhebliche Belastung für den Grundwasserspiegel dar, vor allem weil das anschließend kontaminierte Grundwasser wieder in die Bohrlöcher verpresst wird und somit weiteres Wasser kontaminieren wird. Wasser übrigens, auf das gerade hier im ländlichen Bereich u.a. die Landwirtschaft angewiesen ist, um in trockenen Zeiten Äcker und Felder zu bewässern. Grundwasser, das zudem in den vorhandenen privaten Brunnen zur Nutzung nicht mehr sicher ist, um das garteneigene Obst- und Gemüse zu bewässern.

• Zu 3: Wir brauchen kein Fracking-Gas als Brückentechnologie. Hätten wir bereits eine Energiewende, wäre das auch keine Diskussionsgrundlage mehr. Würde man privaten Investoren nicht immer höhere Hindernisse auf gesetzlichem Wege in den Weg legen, würden wir bereits heute z.B. deutlich mehr Strom durch erneuerbare Energien herstellen können. Dennoch ist dies kein Grund, aus reinen Profitgründen die Natur und Umwelt zu zerstören. Natur- und Gesundheitsschutz vor Profiten.